Türkische Väter, die meisten zumindest, sind stolz auf ihre Kinder. Das ist sicherlich auch so, aber viele können (oder wollen?) den Stolz gegenüber ihren Sprösslingen nicht ausreichend zeigen.
Ein typisches Beispiel: Wenn ein Türke einen Sohn bekommt, rennt er voller Stolz durch die Gegend. Obwohl das Baby noch keinerlei Persönlichkeit hat – das einzig Bekannte ist sein Geschlecht. Aber das ist egal: er ist stolz darauf, einen Sohn bekommen zu haben.
Der Sohn wird 15 Jahre und der Großteil seiner Persönlichkeit steht inzwischen. Er hat viele positive Eigenschaften, aber auch einige Schwächen. Ein normaler junger Mann eben. Man sollte vom Vater erwarten, dass er immer noch sehr stolz ist auf seinen Sprössling. Aber die meisten türkischen Männer können ihre Gefühle dann nicht mehr zeigen. Und sie sind oft unzufrieden, haben viel auszusetzen und häufig zu hohe Erwartungen. Während sie auf den eigenen Sohn scheinbar nicht stolz sind, finden sie andere Jugendliche aus dem Bekanntenkreis besser.
Bu oğlan adam olmaz: „Aus ihm wird nichts. Er ist nicht so, wie ich es mir wünsche. Dafür würde ich alles (mein Leben!) geben.“ Würde man den Vater fragen, was er sich denn wünscht, könnte er gar nicht antworten. Denn die Rollendefinition und die Erwartungshaltung in seinem Kopf ist unklar.
Die Anspruchshaltung türkischer Väter insbesondere an die Söhne ist nicht ganz einfach. Denn oft erwarten sie eine Projektion ihrer eigenen Eigenschaften und Erfahrungen. Aber vor allem in Deutschland geborenen Nachkommen ist es schwierig. Die Väter, oft noch geboren in der Türkei oder erst später nach Deutschland eingereist, hatten natürlich eine ganz andere Basis. So war in vielen Fällen die Ausbildung und Erziehung eine andere. Und natürlich die Lebensweise. Viele waren als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen und dementsprechend mit ganz anderen Herausforderungen und Problemen konfrontiert. Dafür haben sie entsprechende Eigenschaften und Fähigkeiten gebraucht.
Der Vergleich des Nachkommens mit der eigenen Jugend ist da selbstverständlich sehr schwierig. Oft ist von türkischen Vätern Sätze zu hören wie „In deinem Alter habe ich schon gearbeitet, für meine Familie gesorgt!“. Und das haben die meisten sicherlich auch, weil sie es auch mussten – andere Lebenszustände eben. Beliebt ist auch: „Hätte ich deine Möglichkeiten, wäre ich jetzt Arzt oder Anwalt„.
Wahrscheinlich sind die meisten türkischen Väter stolz auf ihre Kinder, nur zeigen sie ihre wahren Gefühle nicht immer. Dabei spielt sicherlich auch die eigene „türkische“ Erziehung eine Rolle. Aber sie wollen für ihre Nachkömmlinge natürlich eine bessere Bildung, einen besseren Job – kurz gesagt eine bessere Zukunft. Vielleicht denken sie, dass leichte Strenge und Kritik die Kinder mehr anspornen und zur besseren Leistungen verhelfen. Und sie dadurch ein besseres Leben haben.